Jerichower Land | Wenn Kinder sich Verletzungen zuziehen oder erkranken, dann sind Eltern in heller Aufregung. Eine Mischung aus Hilflosigkeit und Stress, verbunden mit eventuellen Schuldgefühlen selbst nicht richtig aufgepasst zu haben, kann dann entstehen. Nicht jeder Sturz und nicht jedes Unwohlsein muss bei einem Kind einen ernsthaften medizinischen Notfall mit sich bringen, ausgeschlossen ist dies aber nicht. Darauf wies in einer Weiterbildung von Notfallsanitätern der DRK-Rettungsdienst Magdeburg-Jerichower Land gGmbH und Mitarbeitenden des Landkreises Jerichower Land der Gastdozent Dirk Hille hin. Hille verwies in der achtstündigen Weiterbildung unter anderem auf die physiognomischen Gegebenheiten von Kindern hin, die bei medizinischen Notfällen zu beachten sind. Dazu zählen unter anderem biegsamere Knochen, die die kinetische Energie bei Stürzen oder Aufprällen nicht absorbieren, sondern an das innere des Körpers weitergeben. Aber auch der Kopf selbst, der bei einem Kind oft das schwerste Körperteil ist und den Schwerpunkt des Kindes nach oben verlagert. Die Folge: Kinder stürzen schneller und leichter auf den Kopf.
Anhand von Fallbeispielen, die beinahe jeder der Anwesenden Teilnehmenden berichten konnte, wurden weitere Merkmale zusammengetragen, die bei medizinischen Notfällen von Kindern wichtig sind. Dass Kinder keine Angst haben und sich leichter ablenken lassen, zählte ebenso dazu, wie die Tatsache, dass Kinder sehr schnell erschöpfen weshalb die Vigilanz, also die Wachheit oder Ansprechbarkeit des Kindes immer beobachtet werden sollte.
Das Kompetenzspektrum aller Teilnehmenden wurde durch theoretisches Wissensabfragen zu Medikamentengaben und durch praktische Ausführungen, zu denen die Reanimation und das Beatmen von Säuglingen, das Legen von Knochenzugängen und der interprofessionellen Kommunikation, also dem Austausch untereinander, mit den Notärzten und Notaufnahmen der Fachklinken, so aufgefrischt und erweitert. „Alles, um die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können und in der Akutsituation handlungssicher zu sein“, erklärte der Gastdozent im Anschluss der Weiterbildung, die Teil der Weiterbildungs- und Ausbildungskonzeption der DRK-Rettungsdienst Magdeburg-Jerichower Land gGmbH ist, bei der dem Rettungsdienstpersonal vierteljährlich in verschiedenen Themenbereichen Weiterbildungsangebote unterbreitet werden.
Dass Dirk Hille wusste, wovon er spricht zeigt seine berufliche Vita, die er auch den Anwesenden nicht vorenthielt. Als ausgebildeter Fachkrankenpfleger, Anästhesiepfleger, Notfallsanitäter und Praxisanleiter ist er beim ADAC in der Luftrettung tätig und gibt über die Landesrettungsschule Sachsen-Anhalt als Dozent sein Wissen weiter. So konnte er berichten, dass in der Luftrettung medizinische Kindernotfälle drei Mal häufiger vorkommen als im bodengebundenen Rettungsdienst. Aus dem Grund, weil Fach- und Spezialkliniken für Kinder meist weiter entfernt sind und Rettungshelikopter hier einen schnelleren Transport der kleinen Patienten ermöglichen. Seinen Erfahrungsschatz in diesem Bereich konnte er deshalb auch mit den Notfallsanitätern und den Mitarbeitenden der integrierten Rettungsleitstelle des Jerichower Landes für deren Arbeit teilen.