Regionalverband
Magdeburg-Jerichower Land e.V.


 

 

Zwölf Minuten haben Rettungskräfte in Sachsen-Anhalt, um nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein. Was für die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk oder die Polizei gilt, gilt auch für den DRK-Rettungsdienst im Jerichower Land.
Die jüngste Veröffentlichung von Hilfsfristen für die Rettungsdienste in Sachsen-Anhalt ließ allerdings aufhorchen. Die vom Gesetzgeber angesetzte Einhaltungsquote von 95 Prozent, für die Hilfsfrist wurde im Jahr 2021 in keinem Landkreis eingehalten. Warum dies so ist und gerade im Landkreis Jerichower Land nachgebessert werden sollte, darüber gab nun der Prokurist der DRK-Rettungsdienst Magdeburg-Jerichower Land gGmbH Auskunft.

Jerichower Land | Natürlich ist eine Einhaltung von nur 68 Prozent bei den Hilfsfristen kein Grund zur Freude. Das sehen wir selbst so. Allein ändern können wir daran aber nichts“, steigt Jörg Stumpf, Prokurist der DRK-Rettungsdienst Magdeburg-Jerichower Land e. V. ein. Das mag zunächst seltsam klingen, klärt sich in den weiteren Ausführungen aber auch. Denn auch der DRK-Rettungsdienst im Jerichower Land ist von äußeren Umständen abhängig. Dazu zählen eben nicht vordergründig Witterungs- und Verkehrsbedingungen, sondern, wie Stumpf erklärt, Entscheider im Landkreis Jerichower Land und bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). „Wir als DRK-Rettungsdienst können nur Hinweise geben, aber selbst nichts entscheiden“ oder anders ausgedrückt: Der Landkreis entscheidet, wo und wie viele Rettungswachen und Einsatzmittel bereitgestellt werden sollen, die Finanzierung erfolgt über die Krankenkassen. „Bei Kosten für eine Rettungswache von rund 700.000 € pro Jahr ist es natürlich nicht immer einfach einen Konsens zwischen Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit zu erlangen“, meint Stumpf und verweist auf den Landkreis, der nach 2015 in diesem Jahr ein neues Gutachten in Auftrag gegeben hat, um zu klären, ob die vorhandene Rettungsdienstinfrastruktur für einen Flächenlandkreis wie das Jerichower Land ausreichend ist. Für Stumpf steht die Antwort fest. „Wir als DRK-Rettungsdienst Magdeburg-Jerichower Land gGmbH sind hier der Meinung, dass die notwendige Rettungsdienstinfrastruktur durch verschiedene Maßnahmen gestärkt werden muss, um die Maßgaben, die sich aus dem Rettungsgesetz ergeben, gerecht zu werden.“

Aus diesem Grund hat Stumpf auch Vorschläge an den Landkreis unterbreitet und steht dort mit entsprechenden Sachbearbeitern in Kontakt. Erste Änderungen wurden bereits vereinbart. Unter anderem wird ab dem 1. Juli der zweite Rettungswagen in Genthin nicht mehr nur 18 Stunden zur Verfügung stehen, sondern rund um die Uhr, also 24 Stunden. Auch der Krankentransportwagen, von dem es im Jerichower Land nur einen gibt, wird eine Aufstockung der Einsatzbereitschaftsstunden erfahren. Von acht auf dann zwölf Stunden. Ebenfalls aufgestockt wird die Zeit, in denen das Mehrzwecktransportfahrzeug für Einsätze zur Verfügung steht von derzeit zwölf auf den 24 Stunden. Damit, so erhofft sich Stumpf, wird ein Problem, dass sich bei der Erfüllung der Hilfsfristen ergibt, bereits abgemildert, denn sind der Krankentransportwagen oder das Mehrzweckfahrzeug in den Einsatzdienst eingebunden, übernimmt ein Rettungswagen qualifizierte Patiententransporte. „Leider wurde unser Vorschlag, einen zweiten Krankentransportwagen zu beschaffen, bisher abgelehnt. Wir sind aber zuversichtlich für die nächste Zeit zu einer, der Gemeinschaft zuträglichen Lösung zu kommen“, betont Stumpf, der an gleicher Stelle auf zwei ebenfalls vorgeschlagene neue Rettungswachen in Burg Süd und Heyrothsberge verweist. „Heyrothsberge ist deshalb wichtig, da die Rettungswagen aus Gommern oder Möser die Hilfsfristen für Biederitz allein aufgrund der Fahrstrecken nicht halten können. Da sind den Notfallsanitätern als Fahrer der Einsatzfahrzeuge einfach physikalische Grenzen gesetzt, die, wie im Fall von Biederitz zusätzlich durch den Bahnübergang, also verkehrstechnisch erweitert werden.“ Schon jetzt, so Stumpf, würde der Rettungswagen der Rettungswache Möser in der Hälfte seiner Alarmierungen in die Gemeinde Biederitz ausrücken. Das in Burg ein zweiter Rettungswagen sinnvoll ist, weiß Stumpf ebenfalls zu begründen. „In einer Stadt mit rund 22.000 Einwohnern und sechs Ortschaften, die sich über 164 Quadratkilometer erstreckt ist es eben nicht ausgeschlossen, dass der bereits vorhandene Rettungswagen bereits in einen Einsatz eingebunden ist und ein weiterer medizinischer Notfall im Stadtgebiet auftritt, bei dem die Hilfe des DRK-Rettungsdienstes benötigt wird. Für diesen Fall rücken dann die Rettungskräfte entweder aus Möser oder aus Hohenseeden nach, die allein aufgrund des Anfahrtsweges die Hilfsfristen nicht halten können“, so Stumpf. Dass seit dem letzten Gutachten des Landkreises im Jahr 2015 die Einsatzzahlen kontinuierlich gestiegen und die neuen notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen, zu denen eine noch häufigere Desinfektion der Rettungswagen gehören, will Stumpf ebenfalls nicht verheimlichen. Immerhin eine Stunde nimmt die Desinfektion eines Rettungswagens nach dem Transport eines infizierten Patienten in Anspruch. Auch deshalb, weil eine genaue Einwirkzeit der Desinfektionsmittel festgeschrieben ist. „Das Pandemiegeschehen war für die Einhaltung der Hilfsfristen nicht zuträglich“, konstatiert er. Auch deshalb hofft er, dass das vom Landkreis in Auftrag gegebene Gutachten so schnell wie möglich fertiggestellt wird, damit über die Gutachten behandelten Maßnahmen schnell verhandelt werden kann, um im nächsten Jahr die 95 Prozent der Erreichung der Hilfsfristen, die der Gesetzgeber vorgeben hat, auch erfüllt werden können.

Sollten, wie vorgeschlagen, die beiden neuen Rettungswachen in Burger Stadtteil Süd und in Heyrothsberge auch von den AOK finanziert werden, dann würde sich auch die Anzahl der Rettungsdienstmitarbeiter von derzeit 89 auf 103 erhöhen.

Die Desinfektion eines Rettungswagens nach dem Transport eines SARS-COV2-Patienten beansprucht viel Zeit. In dieser Zeit steht der Rettungswagen für Einsätze nicht zur Verfügung. Auf der Karte dargestellt die bisherigen Rettungswachen und Einsatzfahrzeuge, sowie die Vorschläge der DRK-Rettungsdienst Magdeburg-Jerichower Land gGmbH zur Erweiterung der Einsatzkapazitäten und damit Verbesserung der Anfahrtszeiten.

Auch auf dieser Seite werden Cookies verwendet. Wir können damit die Seitennutzung auswerten, um die Seite zu optimieren. Damit die Webseite wie gewünscht funktioniert, stimmen Sie bitte der Verwendung durch Cookies zu, indem Sie auf Akzeptieren klicken. Solange Sie nicht auf Akzeptieren geklickt haben, wird kein Cookie gesetzt.